Die perfekte Symbiose aus Holz, Beton und Stahl

22. Juli 2025
Magazin

Holz-Hybrid-Bauweise: Das Beste aus zwei Welten

Die moderne Holz-Hybrid-Bauweise kombiniert die ökologischen Vorteile von Holz mit der Stabilität klassischer Baustoffe wie Beton oder Stahl. Auf diese Weise können die jeweiligen Stärken der Baustoffe optimal genutzt werden – beispielsweise die hohe Tragfähigkeit von Beton und die Klimafreundlichkeit von Holz.

Die Idee des Holzhybridbaus ist eigentlich sehr naheliegend. Jedes Material hat seine Stärken, die zur Optimierung des Bauvorhabens beitragen. Diese Stärken kommen zum Tragen, wenn das Material gezielt an den Stellen auf der Baustelle eingesetzt wird, an denen es durch seine spezifischen Eigenschaften den größten Nutzen hat. Beim Mehrgeschossbau kann es aus statischen Gründen vorteilhaft sein, auf ein lastabtragendes Stahlbetonskelett zu setzen. Hingegen haben Wände in Holzrahmenbauweise energetische und raumklimatische Vorzüge. Aus diesem Grund werden bei der Errichtung von hybriden Gebäuden verschiedene Baustoffe kombiniert.

Warum Holz-Hybrid-Bauweise?

Beim Holzhybridbau steht vor allem die Steigerung des klimaschonenden Holzanteils bei großen Bauprojekten im Vordergrund. Ein „Lagerdenken“, das Holzbau und Massivbau als gegensätzliche Konzepte betrachtet und diese gegeneinander ausspielt, ist nicht zielführend. Zudem wird es der Komplexität der Praxis im Bauwesen nicht gerecht. Die Hybridbauweise bietet dem Holzbau vielmehr die Chance, bei Großprojekten wie dem Hochhaus- oder Bürobau künftig eine noch bedeutendere Rolle zu spielen und ein wichtiger Bestandteil des Materialmixes zu sein.

In der Regel wird Holz bei der Holz-Hybrid-Bauweise als Hauptbaustoff genutzt, um die Klimafreundlichkeit sowie die Vorteile bei der Vorfertigung, Feuchtigkeitsregulierung und Wärmedämmung – Stichwort Raumklima – zu nutzen. Baustoffe wie Beton und Stahl werden dagegen vor allem für Fundamente, Treppenhäuser, Aufzugsschächte oder Deckenplatten eingesetzt. Durch die Kombination mit Holz reichen in den Decken aber meist sehr dünne Betonschichten. Das Erdgeschoss wird oftmals aus Beton als stabiles Fundament gebaut, die übrigen Stockwerke hingegen als Holzbau. Tiefgaragen oder Kellergeschosse, die sich unter dem Erdgeschoss befinden, werden hingegen fast immer mit Stahlbeton gebaut.
Die Art und Weise, wie die verschiedenen Baustoffe beim Holzhybridbau eingesetzt werden, unterscheidet sich von Gebäude zu Gebäude. Grundsätzlich können die Materialien nach Wunsch gemixt werden – je nach Architektur, Entwurf, den Wünschen des Bauherrn und den Erfordernissen. Am sinnvollsten ist es, CO₂-intensive Baustoffe mit schlechter Klimabilanz wie Beton und Stahl nur in jenen Bereichen einzusetzen, in denen diese Baustoffe aus bauphysikalischer Sicht Vorteile bieten und somit die beste Lösung für das jeweilige Bauvorhaben darstellen.

Fassade eines Gebäudes in Holz-Hybrid-Bauweise: Klinker in Erdgeschoss, darüber Holz
Einmal Klinker, einmal Holz: An der Fassade verweist das Gebäude auf die Holz-Hybrid-Bauweise.
Baustelle Innenausbau, blaue Wand am Treppenaufgang aus Beton
Treppenhäuser wurden bei dem Holzhybridbau aus Beton gefertigt.

Wo ist Holzhybrid sinnvoll?

Einfamilienhäuser erfordern sicherlich keinen Holzhybridbau, diese können ohne weiteres ressourceneffizient in Holzbauweise errichtet werden. Die Holz-Hybrid-Bauweise kommt dagegen typischerweise beim mehrgeschossigen Wohnungsbau und beim Objektbau zum Einsatz, also beim Bau von Nichtwohngebäuden wie Schulen, Bildungsbauten, Verwaltungs- und Bürogebäuden, Kliniken sowie Gewerbe- und Industriebauten.

In den letzten Jahren haben Hochhäuser in Holzbauweise für Schlagzeilen gesorgt und dabei die Leistungsfähigkeit sowohl des Holzbaus als auch des Hybridbaus unter Beweis gestellt. Deutschlands höchstes Holzhochhaus – das Roots in Hamburg – ist jedoch streng genommen ein Holzhybridbau. Bei dem 65 Meter hohen Hybridbau in der Hamburger Hafencity wurden die Unter- und Erdgeschosse, das erste und zweite Obergeschoss sowie die Erschließungskerne und einige Brandwände in Stahlbetonbauweise errichtet. Allerdings sind 16 der 19 Nutzgeschosse in Holzbauweise ausgeführt und beherbergen 181 Wohneinheiten. Verbundkonstruktionen aus Holz und Beton hat man bei diesem imposanten Bauwerk im Sinne der Nachhaltigkeit gezielt vermieden, damit sich die Baustoffe später einmal beim Rückbau des Gebäudes sortenrein trennen lassen.

Für das Tragwerk, die Innen- und Außenwandelemente sowie die Brettsperrholzdecken kamen über 5.500 m³ zertifiziertes Nadelholz zum Einsatz. Dadurch spart das Holzhybridgebäude 31 Prozent CO₂ im Vergleich zu einer Errichtung in konventioneller Bauweise ein. Dies entspricht 3.520 Tonnen eingespartem CO₂ (Quelle: https://www.stoermer-partner.de/roots/). Zum Vergleich: Ein Flug von Frankfurt am Main nach Lissabon verursacht pro Person circa eine Tonne CO₂, das Gebäude kompensiert somit mit seiner Holz-Hybrid-Bauweise Emissionen von rund 3.520 Passagieren auf dieser Strecke.

Das Planen und Bauen von hybriden Gebäuden

Bauvorhaben in Holz-Hybrid-Bauweise erfordern einen höheren Planungsaufwand als nicht hybrid ausgeführte Bauprojekte. Dies liegt daran, dass die Materialien detailliert aufeinander und auf die Gebäudekonstruktion abgestimmt werden müssen. Dem steht jedoch ein beschleunigter Bauablauf durch den hohen Vorfertigungsgrad gegenüber. Dies gilt nicht nur für Leuchtturmprojekte wie das oben beschriebene Holzhochhaus, sondern für alle Holzhybridbauten.

Um den Planungs- und Abstimmungsaufwand in Grenzen zu halten, ist es vorteilhaft, wenn ein Unternehmen mit entsprechender Expertise sowohl die Massivbau- als auch die Holzbauanteile aus einer Hand realisieren kann und bereits Erfahrung mit der Kombination von Holz und Materialien wie Beton und Stahl hat. Ein gutes Praxisbeispiel hierfür ist die von Kahrs Holz & Bau gebaute Tierklinik in Ottersberg mit 1.920 Quadratmetern Nutzfläche. Bei diesem Projekt wurde sowohl die Gründung und die Fundamente als auch das Erdgeschoss in Massivbauweise ausgeführt. Das gesamte Obergeschoss wurde hingegen in ökologischer Holzbauweise errichtet. Als Generalunternehmer war Kahrs Holz & Bau bei diesem Holzhybridbau für die Architektur, die Ausführungsplanung und die gesamte Umsetzung verantwortlich, also auch für die Anteile in massiver Bauweise. So konnten bei diesem Bauprojekt Schnittstellen minimiert und Bauabläufe optimiert werden, was zu einer hohen Terminsicherheit und Bauqualität führt.

Luftaufnahme von Fundament und Erdgeschoss in konventioneller Massivbauweise (Beton- und Maurerarbeiten)
Das Fundament und das Erdgeschoss wurden von Kahrs Holz & Bau in konventioneller Massivbauweise ausgeführt.

Vorteile der Holz-Hybrid-Bauweise auf einen Blick

Nachhaltigkeit: Durch den hohen Anteil des nachwachsenden Rohstoffs Holz hat der Holzhybridbau eine deutlich bessere CO₂-Bilanz als konventionelle Bauweisen.
Kurze Bauzeiten: Der hohe Vorfertigungsgrad des wetterunabhängigen Holzbaus verkürzt die Bauzeit im Vergleich zum reinen Massivbau deutlich.
Flexibilität: Durch die Kombination aus Holz, Beton und Stahl bietet die Holz-Hybrid-Bauweise Architekten und Planern eine große Gestaltungsfreiheit.
Effizienz und Wirtschaftlichkeit: Durch den Einsatz der verschiedenen Baustoffe können die Materialkosten insgesamt gesenkt werden, da die jeweiligen Materialien ihre Stärken ausspielen und Ressourcen somit effizient genutzt werden.
Statik: Beim Holzhybridbau kann die Tragfähigkeit von Beton mit der vergleichsweise leichten Holzbauweise optimal kombiniert werden. Das kann bei großen Gebäuden statische Vorteile erbringen.
Verbesserte Eigenschaften: Die kluge Kombination der unterschiedlichen Materialien kann zu Verbesserungen der Schallschutz- und Brandschutzeigenschaften führen und die Energieeffizienz und Wärmespeicherung optimieren. Die Stärken des einen Materials gleichen die Schwächen des anderen aus – und umgekehrt.

Holzhybridbau: Der Schlüssel zu nachhaltigem und zukunftsfähigem Bauen

Die zukunftsweisende hybride Bauweise gewinnt aufgrund ihrer Flexibilität, Nachhaltigkeit und ihrer wirtschaftlichen Effizienz stark an Bedeutung. Teilweise werden die Potenziale des Hybridbaus aber noch verkannt. Da der Bausektor einen großen Einfluss auf die Klimaentwicklung hat, ist es nicht nur zielführend, sondern auch zwingend notwendig, den Einsatz umweltfreundlicher und klimaschonender Materialien beim Bau mehrgeschossiger Gebäude zu erhöhen und die Verwendung CO₂-intensiver Baustoffe wie Beton und Stahl zu reduzieren. Die Holz-Hybrid-Bauweise weist genau in diese Richtung und ist daher ein zentraler Baustein für die Zukunft des Bauens.

Baustelle Innenausbau in Massivbauweise in der Tierklinik Ottersberg
Das Erdgeschoss wurde in Massivbauweise ausgeführt. Hier befinden sich Praxisräume für Behandlungen und Operationen, die Disposition, eine hauseigene Apotheke, Pferdestallungen sowie spezielle OP-Räume.